Die visuelle Wahrnehmung unserer Umwelt wird von Gefühlen Erinnerung und Erwartungen beeinflusst, wodurch bestimmte Aspekte der Realität ausgeblendet oder überzeichnet werden (Wahrnehmung schafft subjektive Realität). Das Gehirn zeigt uns eine Welt, so wie wir sie aufgrund unserer eigenen Wertvorstellungen und Ansichten sehen wollen. Diese werden im laufe der Zeit mehr und mehr verfestigt, da wir aufgrund der gefilterten Wahrnehmung nur dasjenige in unser Bewusstsein lassen, was unserem Weltbild, Ansichten etc. entspricht. Im ungünstigsten Fall lebt man schließlich in einer Parallelwelt, die von verzerrten und unvollständigen Wahrnehmungen geprägt ist. Meine Zielsetzung beim Fotografieren ist, diese gefilterte visuelle Wahrnehmung durch eine wertneutrale, unvoreingenommene und möglichst umfassende Betrachtung / Beobachtung der Situationen bzw. Geschehensabläufe die uns das Leben präsentiert, zu ersetzen. Aus einer eindimensionalen schwarz-weiß Betrachtung wird plötzlich eine mehrdimensional farbige. Man sieht die Welt mit ganz anderen Augen, vielfältiger, vielschichtiger, realistischer. Die Kamera hat kein Bewusstsein das selektiv arbeitet. Oft sieht man daher erst beim nachträglichen betrachten eines Bilds Aspekte, die einem zum Zeitpunkt der Aufnahme vollends entgangen sind. Nicht selten „entdeckt“ daher die Kamera und nicht der Fotograf den eigentlichen „Clou“ eines Bildes. Peter Loser